Das Schreiben von Frau Heinke an die Gemeindevertreter und ihren Vorsitzenden
Christiane Heinke
Kleinmachnow, den 26.08.2019
Sehr geehrter Herr Liebrenz!
Sehr geehrte Damen und Herren der Kleinmachnower Gemeindevertretung!,
seit 2001 lebe und arbeite ich in Kleinmachnow. Ursprünglich aus Niedersachsen und Westfalen stammend freuen mein Mann und ich uns immer besonders über das üppige und naturbelassene Grün in Kleinmachnow. Besonders freuen wir uns darüber, dass die „westdeutsche“ Marotte, Städte bis an die Hauskante zuzuasphaltieren und jedes noch so kleine Grün damit auszumerzen offensichtlich nicht bis hierher vorgedrungen ist.
Wir lieben die offenen naturbelassenen und teils sandigen Gehwege und freuen uns, dass offensichtlich auch in der Gemeinde seit längerem in diese Richtung gedacht und erhaltend gehandelt wird (positives Beispiel: behutsame Gehwegsanierung Meiereifeld).
Wir alle sind uns, denke ich, in Zeiten des Klimawandels und der damit verbundenen sich verändernden Natur in unserer Region bewusst, dass wir mit dem naturbelassenen, „wilden“ Grün in Kleinmachnow ein ungeahntes ökologisches Kleinod besitzen. Hier ist noch ohne großen Aufwand wildpflanzliche Diversität möglich, die damit u.a. umfangreich zum Artenschutz von Insekten und heimischen Singvögeln beiträgt.
Ebenso wissen wir inzwischen ausreichend über die Notwendigkeit von Sickerflächen und den nachteiligen Folgen von Bodenverdichtung Bescheid.
Daher begrüßen wir ausdrücklich die bisherigen Bemühungen der Gemeinde Kleinmachnow, sich in besonderer Art und Weise der Erhaltung des grünen-Charakters unserer Gemeinde zu widmen.
Als wir 2001 hergezogen sind, konnte man durch die noch deutlich häufigeren Regenfälle und nicht so ausgeprägten Hitze- und Trockenheitsperioden in den Straßen viel selbstständige natureigene Begrünung auf den Seitenstreifen finden. Die sandigen Bereiche rechts und links der Laufwege waren auf natürliche Art und Weise durch Gräser und Bodendecker befestigt und boten so ein schönes Bild.
Nun beobachten wir schon länger, dass durch die zunehmende Trockenheit in den letzten Jahren das Grün nicht mehr aus eigener Kraft durchhält und die Wege dadurch leider mehr und mehr versanden, gar versteppen.
Dass die Anwohner gebeten werden, die Straßenbäume mit zu gießen, gehört inzwischen fast schon zum Alltag. Die natürlichen Niederschläge reichen einfach nicht mehr aus.
Der Bitte um Mithilfe der Gemeinde kommen wir immer sehr gerne nach und haben das auch bereits getan, bevor diese Nachfrage kam.
Ebenso aus diesem Grund haben wir vor unserem Haus den gesamten Grünstreifen auf 22 m Länge und 3,80 m Breite in den vergangenen Jahren großzügig bewässert, gepflegt und uns bemüht, dadurch so etwas wie Gräser und Wiesenblumen zu etablieren.
(An die bereits nach kurzer Zeit vom Ordnungsamt angemahnten Vorschriften bezüglich der Gehwegbreite, Schnitthöhe etc. haben wir uns stets bemüht zu halten und unsere Bemühungen wurden auch akzeptiert. 😊)
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Im Laufe der Jahre entstand so ein einigermaßen befestigter Grünstreifen vor unserem Haus, der im Vergleich zu den nebenliegenden Grundstücken ansprechend grün und einladend aussieht. In unserem Garten und vor dem Grundstück fühlen sich Insekten und heimische Vögel, Igel und andere Gartentiere wohl. Man kann dort zur Blütezeit Wildbienen, Hummeln und anderes Getier beobachten.
Vor 5 Jahren kam durch Zufall in dieses Ensemble eine kleine rote Ruhebank hinzu, die neben unserer Toreinfahrt am Zaun steht und mit einer Breite von 1,20 m und Tiefe von 0,60 m außerhalb der Gehwegbreite platziert ist.
Diese Bank erfreute sich sehr schnell großer Beliebtheit in der näheren Nachbarschaft und besonders ältere Menschen aus der Umgebung sprachen uns dankbar darauf an. Sie planen die Bank inzwischen auf ihrer Spazierrunde fest ein, und ein Spaziergang wird für einige dadurch überhaupt erst möglich.
Nun haben wir in den vergangenen Wochen auf einmal gehäufte Besuche vom Ordnungsamt erhalten, die uns sowohl zum kompletten (!) Entfernen der Begrünung an unserem Zaun, als auch zum Entfernen der Bank aufforderten und dieses auch unter Androhung einer Ordnungsstrafe stellten.
Nach einem persönlichen Besuch im Rathaus und Nachfrage bei der Ordnungsamtleitung bekam ich die Auskunft, dass es ihrerseits eine geänderte Zielvorgabe gäbe, nun „konsequent durchzugreifen bei der Bevölkerung“ und es nicht ginge, dass „seit Jahren jede/r macht, was sie/er will“.
Natürlich bin ich mir der bestehenden Rechtslage der Straßenreinigungssatzung bewusst und dass auch eine Überprüfung der Einhaltung notwendig und wichtig ist. Selbstverständlich ist die Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu gewährleisten.
Daher haben wir auch (trotz großer Empörung in der Nachbarschaft und dem offensichtlichen Willen zu „zivilem Ungehorsam“ in Form von solidarischem Aufstellen mehrere Nachbarschaftsbänke 😉) die Bank ordnungsgemäß entfernt. Wir haben allerdings – auch auf Anraten des Ordnungsamtes hin – parallel einen Antrag beim Bauamt gestellt, damit wir die Bank wieder aufstellen dürfen. Die Begründung und weitere Informationen zu Standort, Bemaßung etc. entnehmen Sie bitte dem
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beigefügten laufenden Antrag. Das Ordnungsamt war daraufhin inzwischen nochmal vor Ort und hat nochmal die genauen Maße, Eckdaten etc. aufgenommen
Natürlich liegt Schönheit auch im persönlichen Auge des Betrachters.
Über die uns aber etwas willkürlich und persönlich erscheinende Belehrung und Ermahnung des Ordnungsamtes bin ich dennoch irritiert.
Mit meinem Schreiben möchte ich Sie daher zum einen über den laufenden Antrag informieren.
Zum zweiten beinhaltet es in erster Linie die dringende Bitte oder Aufforderung, die bestehende Ortssatzung und Straßenreinigungssatzung von 2001 bzw. 2006 unter Hinzunahme der reellen ökologischen aktuellen Situation und den nötigen Handlungsüberlegungen zum Thema Klimawandel noch einmal zu durchleuchten, offen zu diskutieren und gegebenenfalls nachzubessern.
Gerne würde ich in einer der Ausschüsse dazu Stellung nehmen und mit Ihnen ins Gespräch kommen. Ich würde mich freuen, wenn es eine Diskussion über die Aktualität und Realitätsbezogenheit einzelner Paragraphen der Satzung in Gegenüberstellung zu bürgerlichem Engagement zum Erhalt von Natur und Artenvielfalt gäbe.
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
Christiane Heinke