Zukunft gestalten: Kindern und Jugendlichen in Kleinmachnow
Kleinmachnow – ein Ort, der sich gerne als „familienfreundlich“ bezeichnet. Doch wie viel Substanz steckt hinter diesem Anspruch? Die Diskussionen über die geplanten, aber abgewendeten Schließungen der Kita „Regenbogen“ und der Grundschule „Auf dem Seeberg“ sollten ein grundsätzliches Nachdenken darüber anstoßen, wie sich Kleinmachnow für die kommenden Jahre und Generationen aufstellen will.
Zwischen Anspruch und Realität: Was bedeutet „familienfreundlich“?
Die Bezeichnung „familienfreundlich” ist mehr als nur ein Marketingbegriff – sie ist eine Verpflichtung. Eine Gemeinde, die sich als familienfreundlich versteht, muss die Bedürfnisse junger Menschen nicht nur ernst nehmen, sondern auch aktiv fördern. Laut den von Kleinmachnow in Auftrag gegebenen demografischen Berechnungen wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Kleinmachnow bis zum Jahr 2029 leicht sinken. Ein Trend, der zunächst nach Rückbau klingt. Doch bereits heute sind rund 25 % der Kleinmachnower Bevölkerung über 60 Jahre alt. In den kommenden zehn Jahren ist damit zu rechnen, dass viele dieser Menschen aus ihren Einfamilienhäusern ausziehen. Dadurch entsteht Platz für junge Familien.
Wenn Kleinmachnow auch in Zukunft wachsen und lebendig bleiben soll, müssen Politik und Verwaltung Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen erhalten und zukunftsfähig gestalten.
Bildungs- und Betreuungsstrukturen als Standortvorteil
Kleinmachnow verdankt seinen guten Ruf unter anderem seinen ausgezeichneten Bildungs- und Betreuungsangeboten. Diese Strukturen sind ein wesentlicher Grund für den Zuzug junger Familien. Sie machen die Gemeinde im Vergleich zu den umliegenden Regionen attraktiv. Der Erhalt dieser Qualität ist daher nicht nur eine soziale, sondern auch eine strategische Entscheidung. Ein Rückbau – selbst wenn Verantwortliche ihn gut begründen – würde ein fatales Signal senden: dass junge Menschen nicht mehr im Zentrum der Ortsentwicklung stehen.
Damit würde die Gemeinde mittelfristig an Attraktivität und Lebensqualität verlieren.
Zwischen Hort und Jugendclub: Das Beispiel „Cup Cake“
Ein konkretes Beispiel für die Herausforderungen der kommunalen Jugendpolitik ist die Schließung des Jugendtreffs „Cup Cake“ im Dezember 2024.
Die Einrichtung bot jahrelang ein wichtiges Freizeitangebot für die sogenannte Übergangsgruppe, also für Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren, die weder im Hort noch im Jugendclub „Carat“ richtig Anschluss fanden.
Mit Verweis auf Sparmaßnahmen und sinkende Teilnehmerzahlen schloss die Gemeinde den Jugendtreff und integrierte ihn in den Jugendclub „Carat“ – allerdings ohne ein ausgearbeitetes Konzept.
Erst Ende 2024 begann die Entwicklung eines neuen Jugendkonzepts, das voraussichtlich im Sommer 2025 vorstellen wird. Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild: Die Räume des ehemaligen „Cup Cakes“ blieben monatelang ungenutzt, da die Verantwortlichen den Mietvertrag nicht kündigten.
Erst seit Mai 2025 werden sie von ehrenamtlichen Vereinen wie dem Heimatverein genutzt – für die Jugendlichen sind sie verloren.
Diese Entwicklung wirft grundlegende Fragen auf: Haben die Verantwortlichen genug unternommen, um das Angebot bekannt zu machen oder weiterzuentwickeln? Hätten niedrigschwellige Maßnahmen wie gezielte Öffentlichkeitsarbeit oder die Anpassung der Angebote die Teilnehmerzahlen wieder erhöhen können? Und was bedeutet es für Jugendliche, wenn Treffpunkte verschwinden?
Fehlende Räume, eingeschränkte Bewegungsfreiheit
Der Bedarf an Treffpunkten für Jugendliche in Kleinmachnow ist ungebrochen. Doch gerade die wenigen öffentlichen Räume, die junge Menschen nutzen – etwa den Rathausplatz, Spielplätze oder einfache Sitzbänke – lehnen viele Anwohner ab. Klagen über Lärm, Müll oder Vandalismus sind an der Tagesordnung. Anstatt diesen Herausforderungen jedoch mit Dialog und Integration zu begegnen, wurden vielerorts restriktive Maßnahmen ergriffen.
– Spielplätze mit reglementierten Öffnungszeiten
– Entfernung von Mülleimern an Treffpunkten
– Rückbau von Überdachungen auf Sport- und Spielplätzen.
Diese Art der Ausgrenzung widerspricht nicht nur dem familienfreundlichen Anspruch, sondern nimmt jungen Menschen auch den öffentlichen Raum, den sie dringend benötigen.
Beteiligung und Mitgestaltung: Ein Schritt in die richtige Richtung?
Zumindest gibt es seit Kurzem auch positive Signale aus der Kommunalpolitik. So hat Kleinmachnow eine Kinder- und Jugendbeauftragte engagiert und eine Beteiligungsrichtlinie verabschiedet. Beides ist zwar rechtlich verpflichtend, aber es wird sich zeigen, ob die Verantwortlichen diese Strukturen auch ernsthaft umsetzen.
Nur wenn Kinder und Jugendliche frühzeitig und authentisch in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, entsteht echte Mitverantwortung. Dies betrifft Fragen der Schulentwicklung ebenso wie die Gestaltung von Freizeiträumen.
Ein Appell an Politik und Gesellschaft
Kleinmachnow steht an einem Scheideweg. Die demografischen Prognosen zeigen: Der aktuelle Rückgang der Kinderzahlen ist nur temporär – der nächste Zuzug junger Familien ist bereits absehbar. Die Gemeinde hat jetzt die Wahl:
1. Strukturen erhalten: Den Standortvorteil im Bildungs- und Betreuungsbereich sichern trotz Haushaltsdefizits.
2. Jugendarbeit stärken: Freizeitangebote für alle Altersgruppen erhalten und anpassen, nicht nur an Teilnehmerzahlen, sondern an die tatsächlichen Bedarfe.
3. Öffentlichen Raum zugänglich machen: Jugendliche dürfen Treffpunkte nicht nur passiv nutzen, sondern müssen sie gemeinsam mit der Gemeinde aktiv gestalten.
4. Echte Beteiligung ermöglichen: Die Gemeinde darf die Kinder- und Jugendbeteiligung nicht nur formell bestehen lassen, sondern muss sie aktiv leben und fördern.
Fazit: Zukunft durch Verantwortung gestalten
Der Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist ein Gradmesser für die gesellschaftliche Reife einer Gemeinde. Kleinmachnow hat in der Vergangenheit zwar viel erreicht, doch der Status quo reicht nicht aus. Es braucht eine klare Vision und die Bereitschaft, in junge Menschen zu investieren. Nur so bleibt der Ort lebendig, attraktiv und wirklich familienfreundlich – nicht nur auf dem Papier, sondern im Alltag seiner Bewohnerinnen und Bewohner.