Die Zahnpasta-Frage oder: wie man Politik (er)leben kann

Sandra Oppmann und Ihre Erfahrungen über die Politik in Kleinmachnow.

Stellen Sie sich vor, Sie kämen als junge Familie an einen Ort, der ideale Voraussetzungen bietet für einen Lebensabschnitt mit kleinen oder schon etwas größeren Kindern: Waldsiedlungen, kurze Wege zur Kita und Schule, alles Nötige um die Ecke, Berlin und Potsdam near by.

Sie denken: angekommen!

Und dann bekommen Sie nach und nach mit, wie in diesem Ort Politik gemacht wird.

Sie merken, wie Politik vor Ort gemacht wird.

So ging es mir, als ich vor 12 Jahren nach Kleinmachnow zog. Durch geplante Baumaßnahmen seitens der Verwaltung, die uns als Familie direkt betrafen, bin ich mit der Kommunalpolitik in Berührung gekommen. Und war – bestürzt.

Aber dann lernte ich erfreulicherweise die BiK kennen und wie deren Mitglieder agierten: Themen im Ort verstehen und sich ernsthaft mit allen Fakten beschäftigen wollend. Ich beschloss, mich einzubringen nach dem Motto der BiK: wir greifen (auch herausfordernde) Themen auf und gestalten mit.

Die BiK gibt es seit 27 Jahren. Wir stellen in der aktuellen Gemeindevertretung 2 Gemeindevertreter, sind keine Partei, aber politisch interessiert am Geschehen um uns herum. Uns geht es um diesen Ort, den wir als (politischer) Verein im Positiven mitzugestalten suchen und zwar auf Basis reflektierter Entscheidungen im Kontext.

BiK macht Politik auf Basis reflektierter Entscheidungen

Wenn eine Grundschule (auf dem Seeberg) seitens der Planung des Bürgermeisters geschlossen werden soll, betrachten wir die vorgebrachten Argumente und forschen nach:

wenn mit Verweis auf sinkende Geburtenraten sinkende Schülerzahlen prognostiziert werden, schauen wir uns an, ob sich die Schulklassen tatsächlich durch hier geborene Kinder füllen oder vielmehr durch jene, die zugezogen sind.

So konnten wir Berechnungen widerlegen und brachten einen konkreten Antrag zum Erhalt der Grundschule auf dem Seeberg ein.

Gleiches gilt für die Kita Regenbogen, deren ebenfalls angedachte Schließung wir mit einem Antrag abzuwenden suchten. Weil wir, die wir vorwiegend eben auch Eltern sind, um die Bedeutung frühkindlicher Betreuungsangebote wissen, weshalb wir uns aus diesem Grund auch für die ebenfalls bedrohte Kita Waldhäuschen einsetzen werden, sobald sich entsprechende Verwaltungspläne dazu konkretisieren sollten.

BiK-Antrag gegen die überzogenen Pläne für die Freiwillige Feuerwehr

Wenn bei angespannter Finanzlage (Haushaltssperre!) durch die Verwaltung ein Neubau der Freiwilligen Feuerwehr angestrebt wird, um aus einem Gebäude mit 5 Ausfahrten einen Gebäudekomplex mit nunmehr 16 Ausfahrten machen zu wollen – der über 21 Mio. Euro kosten soll  (!) – setzen wir die Planung ins Verhältnis. Stellen einen Aufhebungsantrag und machen damit den Weg frei für eine Neuplanung. Die statt eines Abrisses des kompletten (noch nicht sehr alten) Gebäudes eine kostengünstigere Planung unter Berücksichtigung der bestehenden Gebäude vorsieht.

Meine Erfahrungen im kommunalpolitischen Bereich führten mich zur Lektüre von Ben Ansell, Warum Politik so oft versagt, München 2024 und den dortigen Überlegungen: „Ob man Politik verabscheut oder wertschätzt, wir sind auf sie angewiesen, wenn wir außerhalb unserer eigenen kleinen Welt etwas erreichen wollen.“ (ebd. S.14). 

Wenn wir versuchten, so las ich, Politik „in einem Bereich außen vor zu lassen, taucht sie anderswo wieder auf […], drückt man die Zahnpasta in der Tube an einer Stelle weg, quillt sie bekanntlich an anderer wieder hervor.“

Dabei kam mir die Frage, welche Chance möglicherweise in einer Zahnpastatube liegen könnte, die zwei Schraubverschlüsse hat.

Vielleicht, um (politischen) Inhalten die jeweils für sie passende Richtung zu weisen?