Ein riesiger Sandberg mitten in Kleinmachnow
Der Umgang mit dem Erdaushub in der Sommerfeldsiedlung – ein Prüfstein für den Zusammenhalt in Kleinmachnow
Ein aktuelles Beispiel in Kleinmachnow zeigt, wie schwierig der Spagat zwischen kommunaler Entwicklung und dem Schutz individueller Lebensqualität sein kann: der Umgang mit dem Erdaushub in der Sommerfeldsiedlung.
Seit 2024 wird der Aushub für das aktuelle größte Infrastrukturprojekt der Gemeinde, den Straßenbau in der Sommerfeldsiedlung, auf einer öffentlichen Grünfläche zwischen Franzosenfichten und Johannistisch zwischengelagert. Und das voraussichtlich bis 2030.

Ein täglicher Ausnahmezustand für die Anwohner
Was auf dem Papier wie eine logistische Notwendigkeit aussieht, bedeutet für die Anwohner vor Ort in der Realität eine Dauerbelastung: Auf der ehemaligen Grünfläche türmen sich meterhohe Sandberge, und regelmäßig fahren Kolonnen von schweren LKW durch die engen Straßen Franzosenfichten und Johannistisch, um Erde abzuladen oder abzuholen. Der Baulärm ist allgegenwärtig, die Feinstaubbelastung steigt spürbar und der Zugang zu den eigenen Grundstücken ist teilweise stark eingeschränkt.
Die betroffene Fläche, die einst ein öffentlicher Erholungsraum war, ist inzwischen nicht nur zerstört, sondern auch stark verdichtet und als Grünfläche kaum noch erkennbar. Damit ist für die unmittelbare Nachbarschaft nicht nur ein Stück Lebensqualität verloren gegangen, sondern auch ein öffentliches Gut, das vielen Bürgerinnen und Bürgern als Rückzugs- und Aufenthaltsort diente.
Zumutbarkeit als Gradmesser für Gemeinsinn
Diese Situation wirft eine grundlegende Frage auf: Welche Belastungen sind für Einzelne in einer Gemeinde wie Kleinmachnow zumutbar, wenn es um Projekte von allgemeinem Interesse geht?
Eine Infrastrukturmaßnahme wie der Ausbau der Straßen in der Sommerfeldsiedlung ist selbstverständlich notwendig und langfristig sinnvoll. Doch auch solche Maßnahmen müssen unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit geplant und umgesetzt werden. Denn eine lebendige, solidarische Gemeinde entsteht nicht allein durch Bauprojekte, sondern durch den rücksichtsvollen Umgang miteinander.
Die BiK ist überzeugt, dass die derzeitige Belastung für die Anwohner in den Straßen Franzosenfichten und Johannistisch zu hoch ist. Deshalb hat sie einen Antrag in die Gemeindevertretung eingebracht, mit dem Ziel, alternative Lagerflächen für den Erdaushub zu identifizieren und die aktuell genutzte Grünfläche schnellstmöglich zu räumen und zu renaturieren.
Der Konflikt: Verwaltung vs. Bürgerperspektive
Die Gemeindeverwaltung Kleinmachnow beruft sich auf eine neue abfallrechtliche Verordnung, die vorschreibt, dass man Erdaushub vor der Deponierung beprobt. Dies macht eine Zwischenlagerung in der Nähe der Baustelle erforderlich. Doch ist das wirklich alternativlos?
Die BiK hat in ihrem Antrag mehrere alternative Flächen vorgeschlagen, etwa:
- Einen Abschnitt am Stahnsdorfer Damm nahe der A115.
- den ehemaligen Autobahnzubringer im Wald Dreilinden/Stolper Weg
Die Verwaltung hat diese Vorschläge als „ungeeignet“ eingestuft, eine Begründung, die die BiK derzeit prüft. Die Ausschüsse der Gemeindevertretung führen derzeit die Diskussion. Das Thema betrifft nicht nur einzelne Anwohner, sondern die gesamte Gemeinde.
Gemeinschaft bedeutet Mitverantwortung – auch von der Verwaltung
Ein funktionierendes Gemeinwesen basiert auf Vertrauen, auch in die kommunalen Entscheidungsprozesse. Wenn Verwaltung oder Politik das Vertrauen erschüttern, indem sie Bürger übergehen oder nicht ernst nehmen, gefährden sie den Zusammenhalt. Gerade in Kleinmachnow, das sich durch eine hohe bürgerschaftliche Beteiligung und politische Sensibilität auszeichnet, ist ein sensibler Umgang mit solchen Konflikten unerlässlich.
Was braucht es jetzt?
- Transparente Kommunikation: Warum genau sind die Alternativflächen ungeeignet? Welche Kriterien wurden angelegt? Welche Kompromisse wären denkbar?
- Ernsthafte Prüfung von Alternativen: Der Eindruck, dass die Verwaltung vorgefertigte Lösungen durchsetzt, ohne Alternativen wirklich zu prüfen, untergräbt das Vertrauen der Bürger.
- Ein runder Tisch, um gemeinsam eine tragfähige Lösung zu entwickeln.
Umwelt- und Klimaschutz nicht ausblenden
Auch darf der ökologische Wert öffentlicher Grünflächen nicht unterschätzt werden. Sie sind nicht nur ästhetisch und sozial bedeutsam, sondern auch funktional: Sie dienen als Frischluftschneisen, Lebensräume für Tiere, CO₂-Speicher und Feinstaubfilter. Die dauerhafte Lagerung von Erdaushub zerstört diese Funktionen und erzeugt genau die Umweltprobleme, die eine moderne Gemeinde eigentlich vermeiden möchte.
Besonders kritisch wird es, wenn Politik oder Verwaltung gleichzeitig Maßnahmen zur Klimaanpassung und Begrünung fordern – etwa mehr Baumpflanzungen oder Entsiegelung. Ein nachhaltiger Umgang mit Grünflächen muss daher ein zentrales Ziel kommunaler Planung sein – gerade im Zeichen des Klimawandels.
Belastung fair verteilen – Solidarität in der Fläche
Ein weiteres zentrales Anliegen der BiK ist die gerechte Verteilung von Belastungen innerhalb der Gemeinde. Es kann nicht sein, dass eine kleine Gruppe über Jahre hinweg die Hauptlast eines Projekts trägt, während andere Ortsteile davon unberührt bleiben. Die Planer langfristiger Großvorhaben wie dem Straßenbau bis 2030 sollten Lagerflächen außerhalb der Wohngebiete oder rotierend nutzen und auf verschiedene Standorte verteilen, um punktuelle Überlastung zu vermeiden.
Diese Verantwortungsgerechtigkeit ist ein wichtiger Baustein für das Miteinander im Ort. Wer sich gesehen und berücksichtigt fühlt, ist auch eher bereit, Belastungen mitzutragen.
Was bedeutet Gemeinschaft in der Praxis?
Zurecht rühmt sich Kleinmachnow seiner starken Zivilgesellschaft, seines Engagements und des gelebten Miteinanders. Doch diese Werte müssen sich auch im politischen Alltag widerspiegeln – nicht nur bei Festen und öffentlichen Veranstaltungen, sondern insbesondere dann, wenn es unbequem wird.
Gemeinschaft heißt:
- Transparenz schaffen und Vertrauen stärken
- Belastungen gemeinsam tragen.
- Kritik anhören und ernst nehmen
- Öffentliche Räume schützen und erhalten.
Der Umgang mit dem Erdaushub in der Sommerfeldsiedlung ist ein Prüfstein dafür, ob Kleinmachnow diese Prinzipien tatsächlich lebt.
Fazit: Für eine faire, transparente und gemeinschaftsorientierte Lösung
Die BiK bleibt dran – nicht aus Prinzip, sondern aus Verantwortung gegenüber den Menschen vor Ort. Die Sommerfeldsiedlung ist Teil von Kleinmachnow und ihre Bewohner verdienen es, gehört zu werden. Die derzeitige Situation ist in ihrer Dauer, Intensität und Intransparenz nicht hinnehmbar.
Politik und Verwaltung müssen Lösungen entwickeln, die dem Anspruch einer sozialen und ökologischen Gemeinde gerecht werden. Das bedeutet: Raum für Kompromisse, Offenheit für Alternativen und den politischen Willen, auch unbequeme Entscheidungen zu hinterfragen.
Nur wenn die Menschen Gemeinschaft aktiv leben, können sie Zukunft gestalten.